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Beschreibung
Später kamen die Kinder. Sie erschienen ohne Ankündigung, nahezu unbemerkt. Wie Geister nahmen sie plötzlich Gestalt an, tauchten unvermutet aus der Dunkelheit auf, als hätte der Erdboden sich aufgetan und sie freigegeben. Zügig, in Gruppen strömten sie von allen Seiten in die Stadt, die in Erwartung des Unwetters still, wie ausgestorben dalag, schritten sicher voran, ohne Eile, wie jemand, der etwas Wohlbekanntes zum tausendsten Mal wiederholt. Einige waren in Schuluniform, mit Tornistern voller Bücher und Hefte auf dem Rücken. Andere wiederum liefen barfuß und in Lumpen, schleppten Decken, Stoffballen, undefinierbare Bündel mit sich, auch Zeitungspapier und Pappstücke aus Straßengräben oder Abflussrinnen. Die älteren Kinder führten die jüngeren, erst ein paar Jahre alten, an der Hand, und die Mädchen trugen, ganz wie Bäuerinnen bei der Feldarbeit, Säuglinge in Tüchern auf dem [...] Kinderstrom glitt nahezu geräuschlos durch die Dämmerung, die alle Konturen verwischte. Auf dem Marktplatz teilte er sich schließlich in mehrere Arme auf. Der größte bog Richtung Busbahnhof ab, ein kleinerer endete seinen Lauf auf dem St. Marien-Kirchhof mit seinem gewaltigen, aus roten Ziegeln errichteten Gotteshaus. Wieder andere bewegten sich zielstrebig auf Krankenhäuser, Schulhöfe zu. Die Übrigen blieben auf der Hauptstraße, im Schatten der Häuser, wo sie ihr Nachtlager errichteten. Die meisten waren nur auf der Suche nach einem Ruheplatz und legten sich sofort schlafen, noch vor Einbruch der Nacht, die die Stadt jedes Mal in völliges Dunkel hüllte. Vor der Eisenwarenhandlung gegenüber ertönte Weinen. An der menschenleeren Bar vom 'At Franklin's' lief leise der Fernseher, und durch das geöffnete Küchenfenster war zu hören, wie der Wirt die Tellerwäscher antrieb, die zu Ende eines ganzen Arbeitstages nicht mehr zur Eile fähig waren. Da tauchten direkt neben unserem Tisch einige Mädchen aus der pechschwarzen Nacht auf. Angelockt wie die Motten von den letzten Streifen gelblichen Lichts, die von der Bar auf die Straße fielen, machten sie sich schweigend daran, ihr nächtliches Lager auf dem Teil des Gehsteigs aufzuschlagen, der zum 'At Franklin's' gehörte. Den letzten späten Gästen schenkten sie keine Beachtung, breiteten ihre Pappstücke und Decken auf der Erde aus und legten sich schlafen. Bei ihrem Erscheinen schrak Jackson zusammen und blickte verwirrt um sich, wie jemand, der die Zeit völlig vergessen hat. Er stellte die noch volle Bierflasche auf dem Tisch ab und machte mit dem Kopf ein Zeichen Richtung Ausgang, wartete aber nicht einmal, bis ich die Rechnung beglichen hatte, sondern stand einfach auf und verschwand in der Dunkelheit. Als ich nach ihm aus dem Lichtschein in die Nacht hinaustrat, brauchte ich eine ganze Weile, um in der Dunkelheit seine Gestalt auszumachen. Er ging schnellen Schrittes in der Mitte der Straße, sehr aufrecht, schaute nicht rechts und links, wo die Kinder sich unter den Vordächern der Häuser für die Nacht einrichteten.
Später kamen die Kinder. Sie erschienen ohne Ankündigung, nahezu unbemerkt. Wie Geister nahmen sie plötzlich Gestalt an, tauchten unvermutet aus der Dunkelheit auf, als hätte der Erdboden sich aufgetan und sie freigegeben. Zügig, in Gruppen strömten sie von allen Seiten in die Stadt, die in Erwartung des Unwetters still, wie ausgestorben dalag, schritten sicher voran, ohne Eile, wie jemand, der etwas Wohlbekanntes zum tausendsten Mal wiederholt. Einige waren in Schuluniform, mit Tornistern voller Bücher und Hefte auf dem Rücken. Andere wiederum liefen barfuß und in Lumpen, schleppten Decken, Stoffballen, undefinierbare Bündel mit sich, auch Zeitungspapier und Pappstücke aus Straßengräben oder Abflussrinnen. Die älteren Kinder führten die jüngeren, erst ein paar Jahre alten, an der Hand, und die Mädchen trugen, ganz wie Bäuerinnen bei der Feldarbeit, Säuglinge in Tüchern auf dem [...] Kinderstrom glitt nahezu geräuschlos durch die Dämmerung, die alle Konturen verwischte. Auf dem Marktplatz teilte er sich schließlich in mehrere Arme auf. Der größte bog Richtung Busbahnhof ab, ein kleinerer endete seinen Lauf auf dem St. Marien-Kirchhof mit seinem gewaltigen, aus roten Ziegeln errichteten Gotteshaus. Wieder andere bewegten sich zielstrebig auf Krankenhäuser, Schulhöfe zu. Die Übrigen blieben auf der Hauptstraße, im Schatten der Häuser, wo sie ihr Nachtlager errichteten. Die meisten waren nur auf der Suche nach einem Ruheplatz und legten sich sofort schlafen, noch vor Einbruch der Nacht, die die Stadt jedes Mal in völliges Dunkel hüllte. Vor der Eisenwarenhandlung gegenüber ertönte Weinen. An der menschenleeren Bar vom 'At Franklin's' lief leise der Fernseher, und durch das geöffnete Küchenfenster war zu hören, wie der Wirt die Tellerwäscher antrieb, die zu Ende eines ganzen Arbeitstages nicht mehr zur Eile fähig waren. Da tauchten direkt neben unserem Tisch einige Mädchen aus der pechschwarzen Nacht auf. Angelockt wie die Motten von den letzten Streifen gelblichen Lichts, die von der Bar auf die Straße fielen, machten sie sich schweigend daran, ihr nächtliches Lager auf dem Teil des Gehsteigs aufzuschlagen, der zum 'At Franklin's' gehörte. Den letzten späten Gästen schenkten sie keine Beachtung, breiteten ihre Pappstücke und Decken auf der Erde aus und legten sich schlafen. Bei ihrem Erscheinen schrak Jackson zusammen und blickte verwirrt um sich, wie jemand, der die Zeit völlig vergessen hat. Er stellte die noch volle Bierflasche auf dem Tisch ab und machte mit dem Kopf ein Zeichen Richtung Ausgang, wartete aber nicht einmal, bis ich die Rechnung beglichen hatte, sondern stand einfach auf und verschwand in der Dunkelheit. Als ich nach ihm aus dem Lichtschein in die Nacht hinaustrat, brauchte ich eine ganze Weile, um in der Dunkelheit seine Gestalt auszumachen. Er ging schnellen Schrittes in der Mitte der Straße, sehr aufrecht, schaute nicht rechts und links, wo die Kinder sich unter den Vordächern der Häuser für die Nacht einrichteten.
Details
Erscheinungsjahr: | 2010 |
---|---|
Genre: | Reise |
Produktart: | Reiseberichte |
Region: | Afrika |
Rubrik: | Reisen |
Medium: | Buch |
Originaltitel: | Nocni wÄdrowcy |
Inhalt: | 272 S. |
ISBN-13: | 9783887472443 |
ISBN-10: | 3887472446 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Jagielski, Wojciech |
Übersetzung: | Lisa Palmes |
transit buchverlag gmbh: | Transit Buchverlag GmbH |
Verantwortliche Person für die EU: | Transit Buchverlag GmbH, Gudrun Fröba, Brückenstraße 6, D-95126 Schwarzenbach, transit@transit-verlag.de |
Maße: | 220 x 149 x 25 mm |
Von/Mit: | Wojciech Jagielski |
Erscheinungsdatum: | 16.03.2010 |
Gewicht: | 0,475 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2010 |
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Genre: | Reise |
Produktart: | Reiseberichte |
Region: | Afrika |
Rubrik: | Reisen |
Medium: | Buch |
Originaltitel: | Nocni wÄdrowcy |
Inhalt: | 272 S. |
ISBN-13: | 9783887472443 |
ISBN-10: | 3887472446 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Jagielski, Wojciech |
Übersetzung: | Lisa Palmes |
transit buchverlag gmbh: | Transit Buchverlag GmbH |
Verantwortliche Person für die EU: | Transit Buchverlag GmbH, Gudrun Fröba, Brückenstraße 6, D-95126 Schwarzenbach, transit@transit-verlag.de |
Maße: | 220 x 149 x 25 mm |
Von/Mit: | Wojciech Jagielski |
Erscheinungsdatum: | 16.03.2010 |
Gewicht: | 0,475 kg |
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