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Palmherzen
Roman
Buch von Margit Mössmer
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Vor dem Frühstück ging Jorge, wie jeden Morgen, die von Bélgica frisch gewischten Steinstufen hinunter, küsste seinen Vater, der dort so im Gitterbett lag, wie man ihn am Abend zuvor hineingelegt hatte, auf die Stirn und begrüßte die kleine Carmencita, die sich gerade daranmachte, den Alten zu waschen.»Ich geh schon mal vor, papito!«, rief er seinem Vater ins Ohr. Der starrte an die Decke und verzog den Mund ein [...] stieß die Eingangstür auf und ließ sie offen stehen, sodass ein erster Windhauch die insektenschwangere Luft der Nacht im Haus vertrieb. Etwa zehn Schritte trennten ihn von seinem flachen Sprung ins [...] hörte den Schwimmgeräuschen ihres Mannes zu, während sie im Schlafzimmer saß und ihre kurzen, strammen Locken nach hinten frisierte. Hier im ersten Stock wurden die Mauern von meterlangen, meterhohen Fliegengittern abgelöst, die bis hinauf zum Dach reichten. So war man immer verbunden, mit dem Wind und den Tages- und Nachtschreien der Tiere ringsum. Und immer hatte man einen Blick auf das Grün. Das Grün lag im Garten, der das Haus umgab. Das Grün lag hinter dem Zaun, der den Garten umschloss. Es lag in der Ferne, wo das Auge kaum die Grenze zum Grau des Regenzeithimmels ausmachen konnte. Dort wuchsen sie und wussten nicht, wie viele sie waren: die Palmen, die Ölpalmen, manche von ihnen behangen mit Früchten, andere bereits der Früchte beraubt - von den Arbeitern der Familie Muñoz.Hinter den Ölpalmenfeldern lag der wahre Schatz des Unternehmens Muñoz: Auf 240 Hektar Land wurden Babassupalmen gepflanzt, denen man, wenn ihre Stämme dick genug waren, ihre Herzen entnahm: elfenbeinweiße, etwa einen Meter lange Stangen, die in der nahegelegenen Muñoz-Fabrik gewaschen, zerkleinert, in Lauge gelegt und in Dosen konserviert [...] schwamm die bescheidenen Längen energisch - eigentlich war das Becken viel zu klein für seinen Bewegungsdrang. Er sah Carmencita als bewegten, verzerrten Farbflecken am Beckenrand stehen, wie sie dem Alten gut zuredete, unaufhörlich, ohne die Geduld zu verlieren. Das Sonnenlicht brach sich im metallenen Gestänge des Rollators, zwei von vier Beinen steckten in verblichenen Tennisbällen, was das Fortkommen erleichtern sollte. Der Alte stand und schwieg. Jetzt sah Jorge auch dessen lächerliche Silhouette durch das bewegte Wasser. Sein Vater war ordentlich gekleidet. In seinen beigen Herrenhosen, dem gebügelten Polohemd und den Turnschuhen sah er auf den ersten Blick wie ein rüstiger Pensionist aus. Dieser Eindruck zerbarst in Millionen Teile, wenn man Carmencita dabei beobachtete, wie sie auf den Mann einredete wie auf ein altes Pferd, er möge doch seinen Fuß ein paar Zentimeter nach vorne bewegen, um den nächsten Schritt zu machen. Jorge stieß heftig Luft aus. Er wollte, dass sein Vater draußen sehen konnte, wie die Blasen aufstiegen, wie lebendig sein Sohn war.
Vor dem Frühstück ging Jorge, wie jeden Morgen, die von Bélgica frisch gewischten Steinstufen hinunter, küsste seinen Vater, der dort so im Gitterbett lag, wie man ihn am Abend zuvor hineingelegt hatte, auf die Stirn und begrüßte die kleine Carmencita, die sich gerade daranmachte, den Alten zu waschen.»Ich geh schon mal vor, papito!«, rief er seinem Vater ins Ohr. Der starrte an die Decke und verzog den Mund ein [...] stieß die Eingangstür auf und ließ sie offen stehen, sodass ein erster Windhauch die insektenschwangere Luft der Nacht im Haus vertrieb. Etwa zehn Schritte trennten ihn von seinem flachen Sprung ins [...] hörte den Schwimmgeräuschen ihres Mannes zu, während sie im Schlafzimmer saß und ihre kurzen, strammen Locken nach hinten frisierte. Hier im ersten Stock wurden die Mauern von meterlangen, meterhohen Fliegengittern abgelöst, die bis hinauf zum Dach reichten. So war man immer verbunden, mit dem Wind und den Tages- und Nachtschreien der Tiere ringsum. Und immer hatte man einen Blick auf das Grün. Das Grün lag im Garten, der das Haus umgab. Das Grün lag hinter dem Zaun, der den Garten umschloss. Es lag in der Ferne, wo das Auge kaum die Grenze zum Grau des Regenzeithimmels ausmachen konnte. Dort wuchsen sie und wussten nicht, wie viele sie waren: die Palmen, die Ölpalmen, manche von ihnen behangen mit Früchten, andere bereits der Früchte beraubt - von den Arbeitern der Familie Muñoz.Hinter den Ölpalmenfeldern lag der wahre Schatz des Unternehmens Muñoz: Auf 240 Hektar Land wurden Babassupalmen gepflanzt, denen man, wenn ihre Stämme dick genug waren, ihre Herzen entnahm: elfenbeinweiße, etwa einen Meter lange Stangen, die in der nahegelegenen Muñoz-Fabrik gewaschen, zerkleinert, in Lauge gelegt und in Dosen konserviert [...] schwamm die bescheidenen Längen energisch - eigentlich war das Becken viel zu klein für seinen Bewegungsdrang. Er sah Carmencita als bewegten, verzerrten Farbflecken am Beckenrand stehen, wie sie dem Alten gut zuredete, unaufhörlich, ohne die Geduld zu verlieren. Das Sonnenlicht brach sich im metallenen Gestänge des Rollators, zwei von vier Beinen steckten in verblichenen Tennisbällen, was das Fortkommen erleichtern sollte. Der Alte stand und schwieg. Jetzt sah Jorge auch dessen lächerliche Silhouette durch das bewegte Wasser. Sein Vater war ordentlich gekleidet. In seinen beigen Herrenhosen, dem gebügelten Polohemd und den Turnschuhen sah er auf den ersten Blick wie ein rüstiger Pensionist aus. Dieser Eindruck zerbarst in Millionen Teile, wenn man Carmencita dabei beobachtete, wie sie auf den Mann einredete wie auf ein altes Pferd, er möge doch seinen Fuß ein paar Zentimeter nach vorne bewegen, um den nächsten Schritt zu machen. Jorge stieß heftig Luft aus. Er wollte, dass sein Vater draußen sehen konnte, wie die Blasen aufstiegen, wie lebendig sein Sohn war.
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Belletristik
Medium: Buch
Inhalt: 248 S.
ISBN-13: 9783990650042
ISBN-10: 3990650041
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Mössmer, Margit
edition atelier: Edition Atelier
Verantwortliche Person für die EU: Literaturverlag Poll GmbH, Sarah Legler, Nußdorfer Straße 62/2, A-1090 Wien, office@editionatelier.at
Maße: 213 x 135 x 23 mm
Von/Mit: Margit Mössmer
Erscheinungsdatum: 25.02.2019
Gewicht: 0,411 kg
Artikel-ID: 115041895
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Belletristik
Medium: Buch
Inhalt: 248 S.
ISBN-13: 9783990650042
ISBN-10: 3990650041
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Mössmer, Margit
edition atelier: Edition Atelier
Verantwortliche Person für die EU: Literaturverlag Poll GmbH, Sarah Legler, Nußdorfer Straße 62/2, A-1090 Wien, office@editionatelier.at
Maße: 213 x 135 x 23 mm
Von/Mit: Margit Mössmer
Erscheinungsdatum: 25.02.2019
Gewicht: 0,411 kg
Artikel-ID: 115041895
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