Regina Gorsleben wurde 1964 geboren und ist im heutigen Landkreis Vorpommern-Greifswald aufgewachsen. Nach ihrem Kunst- und Germanistikstudium war sie als sprachwissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Greifswald tätig. Danach lehrte sie als DAAD-Lektorin am German Department der Bristol University. Später kehrte sie in ihre Wahlheimat Greifswald zurück und widmet sich heute vorrangig dem Schreiben.

Die dunkle Königin im Reiche ETA bedient sich zwar einiger Stilelemente eines romantischen Kunstmärchens à la E.T.A. Hoffmann, stellt jedoch eine jugendliche Heldin mit der persönlichen Erfahrungswelt der Autorin (1964 geboren) ins Zentrum der Handlung. Aus diesem Anachronismus entwickelt sich eine einzigartige, tiefgreifende Dynamik und Komplexität des Geschehens.
Die siebzehnjährige Protagonistin (= die dunkle Königin) sieht sich in dem festgefügten System Kastenlands gefangen, das nicht von ungefähr an die späten Jahre der DDR erinnert. Sie flieht wie viele ihrer ostdeutschen Zeitgenossen aus dieser verordneten Enge in die Welt der Musik und Literatur, um ihrem dringenden Bedürfnis nach selbstbestimmter Entfaltung wenigstens geistig nachgeben zu können.
Im Phantasiereich ETA kommen ihre zutiefst menschlichen, teilweise aber auch pubertären und/oder illusionären Wünsche und Sehnsüchte auf den Prüfstand. Die Verheißungen des Westens werden in der roadmovieähnlichen Geschichte spielerisch durchdekliniert und spätere Ernüchterungen vorweggenommen. Das Märchen gewährt einen neuen, phantastisch-selbstironischen Zugang zum geistigen Hintergrund vieler Ostdeutscher der Generation 50+, trägt aber auch philosophisch-universelle Züge und behandelt mit skurrilem Humor, aber auch dem nötigen Ernst die Fährnisse der menschlichen Existenz.
Die Beatles als Regenten des phantastischen Reiches ETA und als Träger verschiedener philosophischer Grundhaltungen (Paul = Reichtum, Ringo = Spaßkultur, George = spirituelle Suche, John = Aufdeckung grundlegender Wahrheiten) verleihen der Darstellung Struktur und einen zusätzlichen Reiz.